Sonntag, 21. August 2016

Rezension: The Girls // Emma Cline


"WIR WOLLEN ALLE GESEHEN WERDEN." (S. 346)



Meine Meinung
Emma Cline's Debüt spaltet die Leserschaft. Und das spricht eindeutig für das Buch. Ich bin auf der begeisterten Seite und sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Cline hat sich von Charles Manson und seiner Sekte der Manson Family inspirieren lassen und eine Adaption rund um die Geschehnisse von damals geschrieben. Die Sekte tritt jedoch in den Hintergrund, so wichtig sie für den Verlauf der Geschichte auch ist. Wir begleiten Evie auf ihrem Weg sich selbst kennenzulernen, ein Stück erwachsen zu werden. Cline schafft es wunderbar die undefinierbare Existenz in der Pubertät in Worte zu fassen.


Während des Lesens spürt man die Hitze des drückenden Sommers 1969, riecht man den Müll und der muffeligen und schäbigen Ranch und versucht zu verstehen, warum Evie sich in die Fängen dieser unsympathischen Menschen begibt. Evie erzählt über ihre Zeit bei Manson und seinen Mädchen in Form von Rückblenden. Sie wird durch eine Begegnung an diese Zeit erinnert und arbeitet so nochmal alles durch. Die Sprünge zwischen der reifen, reflektierenden zur heranwachsenden Evie sind sehr gelungen umgesetzt. Die Autorin hat sich hier sehr gut in beide Köpfe hineinversetzen können und beide sehr authentisch dargestellt.

Der Schreibstil ist wirklich hervorragend und für ein Debüt wirklich sehr gut. Cline hat eine besondere Sprache und versteht es mit kurzen Sätzen sehr viel auszudrücken. Sie hat ohne weiteres Spannung aufgebaut und eine faszinierende Atmosphäre geschaffen. Die Geschichte hat mich magisch angezogen und ich konnte mich nur schwer davon lösen. Ich konnte Evie in vielem nachvollziehen und war gleichzeitig geschockt über manche Dinge, die für sie selbstverständlich wurden. An der Übersetzung hakte es manchmal. Die ist nicht immer ganz so gelungen.

Leider blieben manche Figuren, die ausschlaggebend für die Geschichte sind, sehr blass. Zum einen Suzanne, über die ich so gerne viel mehr erfahren hätte und zum anderen Russell, der Boss der Ranch, der nur eine Randfigur blieb. Generell die Mädchen wurden nur sehr oberflächlich behandelt. Der Fokus lag auf Evie und ihren Gedanken und Gefühlen. Die durchaus auch sehr interessant waren.

Fazit

Für mich ein Buch, das polarisiert und sich durch vieles auszeichnet. Die einzigartige Sprache, die mysteriösen Figuren, die faszinierende Geschichte und noch vieles mehr, konnten mich vollkommen überzeugen. Das Buch regt zum Nachdenken an und im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Thema lernt man viel über sich selbst. Das rechne ich dem Buch hoch an! Klare Leseempfehlung!





Inhalt laut Verlag
Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreißen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.


 Infos
  • Autorin: Emma Cline, geboren 1989, wuchs mit ihren sechs Geschwistern im nordkalifornischen Sonoma auf. Nach einem Master of Fine Arts an der Columbia University zog sie nach Brooklyn. Sie schreibt u. a. für den New Yorker und Oprah Winfreys Magazin O., 2014 hat sie den Plimpton Prize for Fiction der Paris Review erhalten. 2016 ist bei Hanser ihr Debütroman The Girls erschienen. (Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/autor/emma-cline/ 14.8.2016)
  • Einband: fester Einband
  • Seitenanzahl: 348 Seiten
  • Verlag: Hanser
  • ISBN: 978-3-446-25268-4

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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