Dienstag, 5. April 2016

Rezension: Verstörungstheorien // Marlies Hübner


DIE MEMOIREN EINER AUTISTIN, GEFUNDEN IN DER BADEWANNE
 
 
Meine Meinung
Autismus ist ein stark stigmatisierter Begriff, der einhergeht mit Vorurteilen und oft auch mit Unwissen, was diese Behinderung jetzt nun wirklich ist. Umso wichtiger ist Marlies Hübners Debütroman. Die Geschichte erzählt über Autismus aus Sicht einer Autistin und ist geschrieben von einer Autistin. Authentischer kann ein Buch über dieses Thema nicht sein, hat es ja auch einen autobiografischen Anteil. 

In verschiedenen Zeitepisoden, die sich immer wieder abwechseln, zeigt die Protagonistin Elisabeth, wie sie zuerst mit ihrem nicht diagnostizierten Autismus immer wieder an ihre Grenzen stößt und welche Probleme und Schwierigkeiten sich für sie ergeben, um dann mit der Diagnose zu leben und sie zu akzeptieren. Autismus ist eine unsichtbare Behinderung, die Probleme in der Kommunikation und im Umgang mit anderen Menschen sowie eine Flut von ungefilterten Sinneseindrücken mit sich bringt. Doch umfasst es ein sehr großes Spektrum mit unterschiedlichen Variationen und Ausprägungen, sodass man nie jemanden in eine vorgegebene Kategorie einordnen sollte.

Durch Beschreibungen des Alltags und vor allem der Gedankenwelt Elisabeths wird man als Leser sehr sensibel an das Thema herangeführt. Zusätzlich werden sehr viel Wissen und Fakten über Autismus vermittelt, die das Buch bzw. das Thema sehr bereichern.

Hübner schreibt sehr intensiv, schonungslos und überzeugend. Das Alltägliche wird für Elisabeth zur Herausforderung und dies wird in vielen kleinen Situationen dargestellt, damit man ein umfangreiches Bild von Autismus bekommt. Jeder der über Autismus ein konkretes Bild im Kopf hat, wird nach dem Lesen des Buches mit ganz anderen Augen sehen und viel für den Umgang mit anderen Menschen mitnehmen. Es erweitert den Horizont und schafft Bewusstsein, Respekt und Verständnis für alle Menschen.

Fazit

Marlies Hübner schreibt über ihre eigene Behinderung und zeigt durch ihre Protagonistin Elisabeth wie es ist, wenn man Autistin ist. Sie gibt einen ungeschönten Einblick in die Gedankenwelt und Lebensumstände und zeigt auf, dass am Denken in unserer Gesellschaft noch sehr viel gearbeitet werden muss, damit Toleranz gegenüber allen Menschen zur Selbstverständlichkeit wird.




Klappentext
Elisabeth ahnt nichts von ihrer seelischen Behinderung, als sie die ersten Schritte in ein eigenständiges Leben wagt. Ihre Mitmenschen verstehen sie oft falsch und sie selbst findet sich in der Welt nur schwer zurecht. Ihr Weg ist entsprechend steinig und von Umwegen und Sackgassen geprägt, bis sie die Diagnose erhält: Elisabeth ist Autistin. 
Etwa ein Prozent der Bevölkerung ist autistisch - ein nicht unerheblicher Teil dieser Menschen weiß davon nichts. In ihrem Erstlingswerk beschreibt Marlies Hübner autobiografisch geprägt den komplizierten Weg hin zum eigenen Selbst und zu der Erkenntnis, anders, aber nicht schlechter als die Anderen zu sein.



Infos
  • Autorin: Marlies Hübner, geboren 1984, ist diagnostizierte Autistin. Sie betreibt unter robotinabox.de ihren eigenen Blog, der sich (nicht nur) mit Neurodiversität beschäftigt. Ebenfalls gehört sie zu den Stammautoren des N#mmer-Magazins, das sich verschiedenen Aspekten des Lebens mit Autismus und AD(H)S widmet. Wenn sie nicht gerade an einem neuen Text arbeitet, findet man sie im Museum oder in der Oper. (Quelle: http://www.schwarzkopf-verlag.net/store/p885/VERST%C3%96RUNGSTHEORIEN.html 18.2.2016)
  • Einband: Klappenbroschur
  • Seitenanzahl: 257 Seiten
  • Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
  • ISBN: 978-3-86265-537-3

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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